Besondere Nachhaltigkeit in der Oralprophylaxe erzielt man in der Kombination der richtigen häuslichen Zahnpflege, verbunden mit der Profesionellen Zahnreinigung durch eine speziell ausgebildete Fachkraft.
Die Anfänge der Professionellen Zahnreinigung finden sich in den Reihenbehandlungen des schwedischen Zahnarztes Dr. Per Axelson. Er erzielte bereits vor über 40 Jahren mit konsequenter professioneller Zahnpflege durch geschultes Personal eine Kariesreduktion von über 95 %. Die Grundzüge dieses Behandlungsvorgehens nutzen wir noch heute für die Kinder- und Jugendlichenvorsorge. Ehemals zur Gesunderhaltung der Zähne entwickelt, erweist sie sich heute durch neueste Forschungsergebnisse als bedeutender Gesundheitsfaktor für Erwachsene. Schlecht gepflegte Zähne, Zahnbeläge sowie chronische Entzündungen des Zahnfleisches erhöhen signifikant das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko. Dies belegen wissenschaftliche Studien, die Anfang 1998 auf einem Fachkongreß in Philadelphia vorgestellt wurden. Bestimmte Bakterien, die sich im Zahnbelag ansiedeln und Parodontal-Krankheiten hervorrufen, geraten über das entzündete Zahnfleisch in die Blutbahn und bilden durch ihre Toxine Blutpfropfen, die dann zu Durchblutungsstörungen mit den bekannten Folgen führen.
Die wirksamste Prophylaxe vor Parodontal-Erkrankungen und die erwähnten Folgen ist eine umfassende Zahnpflege. Um Zähne und Zahnfleisch langfristig gesund zu erhalten, bedarf es in der heutigen Zeit Anstrengungen des Patienten und des zahnärztlichen Teams. Ein konsequentestes Konzept der heutigen Individual-prophylaxe bei der Oralhygiene stellt die Verbindung der häuslichen Zahnpflege mit der sog. „Professionellen Zahnreinigung“ (PZR) dar. Letztere wird von ausgebildetem Fachpersonal unter zahnärztlicher Aufsicht ausgeführt, um das Karies- und Parodontitis-Risiko auf ein Minimum zu reduzieren und zusätzlich den langfristigen Erhalt abgeschlossener Rehabilitationen im Munde zu gewährleisten. (Die PZR ist nicht zu verwechseln mit der Zahnstein- und ggf. Belagentfernung im Zuge einer routinemäßigen Untersuchung der Zähne.) Ihre Bereitschaft, selbstverantwortlich mitzuarbeiten, ist die Voraussetzung zum Erfolg! Bei der PZR wird das „individuelle Karies- und Parodontitis-Risiko“ durch Analyse der Speichelwerte (pH-Wert, Säure-Puffer-Kapazität, Fließrate und Menge des Speichels), der kariogenen Mundflora (Kulturen für Brutkasten), des Pilzbefalls (Candida-Kultur)und die Diagnose parodontitisfördernder parasitärer Erregerformen (z.B. Spirochäten) über Mikroskop und Visualisierung auf Bildschirm erhoben. Daraus ergibt sich ein Prophylaxeintervall von beispielsweise 3 oder 4 Monaten und legt den Abstand (recall) zwischen den sog. PZR-Behandlungen des Patienten fest. In der einzelnen PZR-Sitzung wird von der „Prophylaxehelferin“ zunächst eine gründliche Reinigung aller Zahnflächen – auch im so wichtigen Zahnzwischenraum und den erreichbaren Flächen kleiner Zahnfleischtaschen – vorgenommen und quasi „jeder Krümel Belag“ entfernt. Die gereinigten Zahnflächen werden jetzt nach Trocknung mit einem Fluorpräparat (Verträglichkeit vorausgesetzt) benetzt. Diese Trockenfluoridierung des belagfreien Zahnes erzeugt auf den Schmelzoberflächen Fluorapatit als äußere Schutzschicht im Gegensatz zu Calziumfluorid, das bei der herkömmlichen Naßfluoridierung entsteht. Fluorapatit führt zu einer 4-5 mal nachhaltigeren Säureresistenz der Zahnoberfläche (Kariesschutz) und hemmt zudem Bakterienausbreitung und damit Ansiedlung auf dem Zahn und in der Zahnfleischtasche. Bei individuell extremer Ansiedlung von z.B. Bakterium Streptococcus mutans kann die Anwendung von Chlorhexidin-Gel in der Prophylaxeschiene sinnvoll sein. Eine zusätzliche Ozon-Behandlung der Zahnfleischtaschen und der Mundhöhle drosselt gleichfalls signifikant parasitäre und andere Erregerformen und regt nebenbei die Antikörperbildung gegen diese Erreger an. Insgesamt kommt es so zu einer allmählichen Umstimmung der pathogenen Mundflora hin zu einer gesunden Flora.
Der schwedische Zahnarzt Per Axelson erzielte in einer breit angelegten Studie über 10 und 15 Jahre eine Kariesreduktion auf unter 5 % mit einer sogar vereinfachten Reinigungsform. Auch wir reden davon , dass wir unseren Patienten im übertragenen Sinn eine „95 %-ige Karies- und ca. 80 %-ige Parodontitis-Garantie“ geben.
Diese Behandlungsform ist genau betrachtet keine Prophylaxe, sondern vielmehr eine fortgeführte Kausaltherapie, die die vorhandenen Gesundheitsrisiken des Gebisses durch konsequente Weiterbehandlung nach dem Motto: „Wehret den Anfängen“ stabilisiert.
Wenn man jetzt bedenkt, dass amerikanische Wissenschaftler aufgrund der eingangs erwähnten Zusammenhänge davon ausgehen, dass bei gesunden Mundverhältnissen 40 % aller Bypass-Operationen, 50 % aller Herzinfarkte und 60 % aller Schlaganfälle vermeidbar gewesen wären, dann bekommt diese Prophylaxemethode eine zusätzliche unglaubliche Dimension und kann auch für die allgemeine Gesundheit gar nicht hoch genug eingestuft werden.
Speichel- und Belangsanalyse:
Bitte beachten Sie, dass Sie am Tage Ihrer 1. PZR, an dem auch die Speichel- und Belaganalyse zur Bestimmung des individuellen Karies- und Parodontitis-Risikos durchgeführt wird, nicht die Zähne putzen dürfen; auch nicht morgens nach dem Aufstehen! Um Verfälschungen der Speichelwerte zu vermeiden, ist am Tage der Analyse auch darauf zu achten, dass keine sauren bzw. säuernden Getränke (z.B. Cola, Limonadengetränke oder säurehaltige Fruchtsäfte) oder saure Speisen und Genußmittel verzehrt werden.